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1. Neuzeit - S. 101

1894 - Halle a.S. : H. Peter
- 101 - güte, welcher sich innerlich der evangelischen Lehre zuneigte. Während unter seiner Regierung das Reich den mühsam errungenen religiösen Frieden bewahrte, waren die westlichen Nachbarländer der Schauplatz der heftigsten Kämpfe, wie sie nur Glaubenshaß und tyrannische Unduldsamkeit erzeugen können. In Frankreich hatte Katharina von Medicis, die Mutter und Vormünderin König Karls Ix, durch das im Jahre 1562 erlassene Edikt von St. Germain die Verfolgung der Reformierten aufgehoben und ihnen die Abhaltung ihres Gottesdienstes außerhalb der Städte freigegeben. Da trieben die darüber erbitterten Prinzen aus dem Hanse Guise mit einer bewaffneten Schar eine calvinistische Versammlung unter Blutvergießen auseinander, worauf die Protestanten, an ihrer Spitze der bourbomsche Prinz Ludwig von Cond6 und der Admiral Coligny, allenthalben zum Schwerte griffen, um in den nun beginnenden Hugenotten- 1562 kriegen die Sache des Evangeliums mutvoll zu verteidigen, bis Nach Verlauf von acht Jahren, während welcher Ludwig von 1593 Conde einem Meuchelmörder zum Opfer gefallen war und sein Neffe Heinrich von Navarra und sein Sohn Heinrich von Conty neben Coligny die Führerschaft übernommen hatten, kam es zu dem Frieden von St. Germain, der den Hugenotten völlige Religionsfreiheit außerhalb Paris gewährte und ihnen vier Sicherheitsstädte, darunter das feste La Rochelle, einräumte. Jetzt brachte man am Hofe eine Vermählung des jungen Königs von Navarra mit Karls Ix Schwester Margarethe zu stände, und da zur Feier derselben viele vornehme Protestanten herbeigeeilt waren, so benutzten die Feinde der letzteren die Gelegenheit, einen großen Schlag gegen sie auszuführen. Der argwöhnische und leidenschaftliche Karl ließ sich unschwer für den Plan gewinnen, ja er gab auf Anregen seiner Mutter in der schreckensvollen Bartholomäusnacht des Jahres 1572 selbst das Zeichen zu 24. der berüchtigten Pariser Blnthochzeit, welche dem greisen Aug. Admiral Coligny nebst 2000 anderen Reformierten in der 15' * Hauptstadt das Leben kostete, und welche die Ermordung von noch etwa 25—30000 Menschen in den Provinzen nach sich zog. Die schmähliche That hatte indes nur den Erfolg, daß die Hugenotten in dem wieder ausbrechenden Kriege mit verdoppelter Hartnäckigkeit stritten und sich in dem belagerten Rochelle so heldenmütig wehrten, daß man ihnen die früher gegebenen Znficherungen erneuern mußte. Auch unter Heinrich Iii, der noch dem Tode Karls Ix den Thron bestieg, gelang es ihnen, ihre religiöse Freiheit zu behaupten, ja dieselbe m den immer heftiger sicb gestaltenden und immer mehr

2. Neuzeit - S. 212

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 212 — und als Sebastian erobernd an der marokkanischen Küste vordrang, fand er 1578 in der unglücklichen Schlacht bei Alka s s a r den Tod. Drei Jahre später starb das alte Herrschergeschlecht aus, und Philipp, welcher als entfernter Verwandter 1581 auf die Krone Anspruch erhob, gewann durch Herzog Albas Sieg das Land, das er auch wider verschiedene „falsche Sebastiane" zu behaupten wußte. Unter Philipps Nachfolgern ging es mit Spanien rasch abwärts. Philipp Iii, ein schwacher, von Günstlingen geleiteter Fürst, fügte seinem Reiche einen unersetzlichen Schaden zu, indem er die Moriskos, die Abkömmlinge der Mauren, in der Zahl von fast einer Million aus demselben vertrieb und dadurch viele gewerbsame Städte und weite Landstrecken der Verödung preisgab. Philipp Iv verlor das vor sechzig 1640 Jahren erworbene Portugal wieder, wo der Unwille über seine Mißregierung eine Revolution hervorrief, durch welche der Herzog Johann von Braganza als König Johann Iv auf den dortigen Thron gehoben wurde. Gegen die Niederlande, mit denen Philipp Iii 1609 einen längeren Waffenstillstand geschlossen, erneuerte der genannte Sohn desselben den Kampf, doch nur um abermalige Einbußen an Ansehn und Besitz zu erleiden. Die thatkräftigen Republikaner wußten sich nicht allein wirksam zu verteidigen, sie entrissen auch Spanien und dem mit ihm vereinigten Portugal manche wertvolle Kolonie, wie Ceylon und Malacea, und errangen schließlich im westfälischen Frieden die endgiltige Anerkennung ihrer Unabhängigkeit. Nicht minder unglücklich verliefen die von Philipp Iv und seinem Sohne Karl Ii geführten Kriege mit Frankreich: der erstere mußte 1659 im pyrenäischen Frieden Roussillon und mehrere Plätze in Artois und Flandern und der letztere 1668 im Frieden von Aachen zwöls weitere flandrische Städte mit Lille und Tournay und 1678 im Frieden von Nymwegen die Franche-Comte nebst Cambray und Valeneiennes und zwölf anderen niederländischen Grenzorten abtreten. Mit Karl Ii erlosch das habsburgische Haus in Spanien, und laut Testament kam die Krone an Ludwigs Xiv Enkel 1700 Philipp von Anjou, der nach Beendigung des darüber entbrannten spanischen Erbfolgekrieges gegen Verzichtleistung auf Neapel, Sardinien, Mailand und den Rest der Niederlande als Philipp V von den Mächten anerkannt wurde. Der neue Herrscher bewies leider gar bald, daß die Bourbonen weder gewillt noch befähigt waren, bessere Zeiten über Land und Volk zu bringen. Er rächte sich an den Anhängern seines Nebenbuhlers Karl von Österreich mit blutiger Strenge, wovon be-

3. Neuzeit - S. 214

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 214 — Gerichtshöfe und durch den Abschluß eines Konkordats mit dem Papste, welches die Wahl der Bischöfe und Äbte dem Monarchen überließ. An seinem Hofe begünstige er Wissenschaft, Dichtkunst und Malerei, gab aber auch durch seine Sittenlosig-keit und seine Verschwendung dem Lande ein übeles Beispiel und ries durch die grausamste Verfolgung der Hugenotten eine Unsumme von Trauer und Elend hervor. Sein Sohn Heinrich Ii beharrte bei dem religiösen Verfahren den einheimischen „Ketzern" gegenüber, was ihn indes nicht hindern konnte, die deutschen Protestanten in ihrem Streite mit Karl V zu unterstützen, eine Politik, welche ihm bekanntlich die drei wichtigen Plätze Metz, Toul und Verdun gewann. In dem darauf folgenden Kriege wider Spanien und das demselben verbündete England wurden seine Heere zwar bei St. Quentin und Grä-velingen geschlagen, doch eroberte ihm sein Feldherr Herzog Franz von Guise das feste Calais, die letzte englische Besitzung auf französischem Boden. Nach Heinrich Ii, welcher an einer Turnierwunde starb, regierten hintereinander seine drei Söhne Franz Ii, Karl Ix und Heinrich Iii, zu deren Zeilen in Frankreich die blutigen Hugenottenkriege wüteten, die wir in ihrem Verlaufe schon früher geschildert haben. Franz Ii wurde gänzlich von den ehrgeizigen Prinzen Guise, den Verwandten seiner jungen Gemahlin Maria Stuart von Schottland, geleitet, Karl Ix, dessen Name auf immer mit der berüchtigten Bartholomäusnacht verknüpft ist, stand völlig unter dem Einfluß seiner nicht minder herrschsüchtigen Mutter Katharina von Medicis, und Heinrich Iii war ein sittenloser Schwächling, den das wilde Parteigetriebe haltlos hin und herwarf. Mit Heinrich Iii erlosch auch die jüngere Linie des Hauses 1589 Valois, und die Krone fiel an Heinrich Iv, bisherigen König bis von Navarra, aus dem Hause Bourbon, das von einem Sohne 1610 Ludwigs des Heiligen abstammte. Heinrich hatte als Protestant zunächst noch schwere Kämpfe mit der katholischen Ligue zu bestehen, ehe er die allgemeine Anerkennung erlangte; ja er gewann dieselbe nicht einmal durch feinen glänzenden Sieg bei Jvry, sondern erst durch seinen öffentlichen Übertritt zur römischen Kirche. Nun beendete er die unseligen religiösen Wirren durch das im Jahre 1598 erlassene Edikt von Nantes, das den Hugenotten volle bürgerliche Rechte und säst unbeschränkte Glaubensübung gewährte. Unter seiner weiteren wohlwollenden Regierung, die an dem wackeren Minister Sully eine vorzügliche Stütze besaß, durchlebte Frankreich die glücklichste Zeit, indem Städte und Dörfer wieder aus ihren Trümmern erstanden, die Staatsschulden sich minderten und Handel und Gewerbe von

4. Neuzeit - S. 218

1894 - Halle a.S. : H. Peter
- 218 — die Marquise von Pompadour, die mit der größten Willkür und Leichtfertigkeit über die öffentlichen Kassen verfügte, ihren oft recht unfähigen Kreaturen die ersten Stellen im Heere und in der Verwaltung verlieh und an dem Mißlingen der auswärtigen Unternehmungen Frankreichs die Hauptschuld trug. Der mit geringem Nachdruck und, wie die Niederlage bei Dettingen beweist, anfangs auch nicht gerade glücklich geführte österreichische Erbfolgekrieg blieb zwar dank den vom Marschall Moritz von Sachsen, einem natürlichen Sohne Augusts des Starken, bei Föntenoy und Rancoux in den Niederlanden erfochtenen Siegen nicht ohne Ruhm für die französischen Waffen, gewährte aber schließlich doch bei dem Mangel einer kraftvollen und tüchtigen Oberleitung keinerlei Gewinn. Noch weit weniger glänzend verlief der siebenjährige Krieg wider Preußen und England, denn das erstere durfte den fast unvergleichlichen Triumph von Roßbach verzeichnen, und das letztere fügte dem Gegner in allen Weltteilen und Meeren die herbsten Verluste zu und entriß ihm im Frieden Kanada nebst verschiedenen anderen amerikanischen Kolonien. Aus Ludwig Xv 1774 folgte sein Enkel Ludwig Xvi, ein gutmütiger und wohl-bis wollender Fürst, aber ohne die nötige Energie, um veraltete - Übelstände ausrotten und den drohenden Sturm der Revolution beschwören zu können. Er selbst trug mittelbar zur Erstarkung der sich immer mehr hervorwagenden freiheitlichen Ideen bei, inden er sich zur See sowie durch Absendung eines unter dem General Lafayette stehenden Hilfsheeres an dem Unabhängigkeitskriege der Nordamerikaner beteiligte und dadurch den Franzosen die beste Gelegenheit gab, den Wert einer die Rechte des Volkes berücksichtigenden Verfassung schätzen zu lernen. 14s5 § 103. England. Durch Heinrich Vii aus dem Hause Tudor, der im Jahre 1485 die englische Krone gewann, war der lange Streit zwischen der roten und weißen Rose beendigt worden, und der kraftvolle Herrscher konnte nun das Königtum auf neuen, festen Grundlagen ausrichten. So hinterließ er das-1509 selbe feinem Sohne Heinrich Viii, einem launenhaften, ty-bis rannifchen und grausamen Fürsten, dessen Regierungszeit zur 1547 Hälfte durch feine willkürlichen und einseitigen Reformationsbestrebungen ausgefüllt wurde, der von seinen sechs Gemahlinnen zwei dem Henkerbeil überlieferte und zwei durch Scheidung entfernte, der das Blut ferner Unterthanen in Strömen vergoß und die angesehensten und ehrenwertesten Männer des Reiches aufs Schafott schickte. Ihm folgte fein minderjähriger Sohn Eduard Vi, für den zuerst der Herzog von Somerset und dann der Herzog von Northumberland die Regentschaft

5. Neuzeit - S. 270

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 270 — sehend, trat er ganz unverhohlen mit dem Plane hervor, eine Weltherrschaft zu gründen und alle europäischen Länder seiner Botmäßigkeit zu unterwerfen. Zu dem Zwecke gab er seinem 1806 Bruder Joseph das den Bourbonen durch einen Federstrich entrissene Königreich Neapel (außer der von der englischen Flotte geschützten Insel ©teilten), seinem Bruder Ludwig das aus der batavischen Republik geschaffene Königreich Holland, seinem Schwager Mnrat das Großherzogtum Berg, seinem Schwager Bacciocchi das Fürstentum ßuccct, fernem Schwager Borghese das Fürstentum Piombino und Guastalla, dem Marschall Bernadotte das Fürstentum Pontecorvo, dem Minister Talleyrand das Fürstentum Benevent und dem Marschall Berthier das Fürstentum Neufchatel. Alle diese neugebackenen Herrscher „von Napoleons Gnaden" blieben Vasallen des französischen Kaisers, mußten seine Oberhoheit ausdrücklich anerkennen und empsingen selbst bezüglich der inneren Angelegenheiten ihre Befehle von Paris. Um auch das halbe Deutschland aufs engste an sich zu fesseln, stiftete der Gewalthaber mit Baiern, Würtem-berg, Baden, Hessen-Darmstadt, Nassau und elf anderen füdwestdeutfchen Fürstentümern am 12. Juli 1806 den Rheinbund und ließ sich zum Protektor desselben wählen. Wer von den kleineren reichsunmittelbaren Herren nicht rasch seinen Anschluß bewirkte, wurde mediatisiert, so die Hohenlohe, Öttingen, Schwarzenberg, Thurn und Taxis, Truchseß von Waldburg, Fürstenberg, Fugger, Leiningen, Löwenstein, Solms, Hessen-Homburg, Wied und Oranien-Fnlda; auch die Städte Augsburg und Nürnberg verloren ihre Selbständigkeit und fielen gleich dem von Preußen abgetretenen Ansbach an Vatern, während der zum Fürst Primas oder Bundesvorsteher ernannte Mainzer Kurfürst Karl von Dalberg die Stadt Frankfurt erhielt, von welcher er den Titel eines Groß-herzogs annahm. Alle Bundesglieder sollten im Innern völlig souverän sein, Frankreich aber das Recht haben, ihre Waffeil-macht ganz nach Gefallen aufzubieten und ohne Rücksprache mit 6. ihnen Frieden zu schließen. Damit war die Auslösung des ^ug. deutschen Reiches thatsächlich vollzogen, und Franz Ii legte am 6. August 1806 ferne Würde das Oberhaupt desselben förmlich nieder und nannte sich nur noch „Kaiser von Österreich", wozu er sich bereits nach der Thronbesteigung Napoleons erklärt hatte. Preußen war seit dem Baseler Frieden allen europäischen Verwickelungen gegenüber neutral geblieben, obgleich die Verhältnisse es nicht selten gebieterisch zu einem Kriege mit dem fränkischen Nachbar hindrängten. König Friedrich Wil-

6. Neuzeit - S. 428

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 428 — mehrerer flandrischer Plätze durch den pyrenäischen Frieden. Karl Ii. Kriege mit Frankreich. Abtretung zwölf flandrischer Städte mit Lille und Tournay durch den Frieden von Aachen. Abtretung der Franche-Comte und vierzehn niederländischer Grenzorte mit Cam- bray und Valenciennes durch den Frieden von Nymwegen. ______ Thronbesteigung des Hauses Braganza in Portugal 1640. Johann Iv. Anfänglicher Aufschwung und darauffolgender Niedergang. Joseph Emannel. Pombals Reformen und Sturz. — Thronbesteigung der Bourbonen in Spanien 1700. Spanischer Erbfolgekrieg. Abtrennung Neapels, Sardiniens, Mailands und des Restes der Niederlande. Philipp V. Schwaches und dabei despotisches Regiment der Bourbonen. Erwerbung Neapels und Siciliens, Parmas, Piacenzes und Guastallas für zwei Seitenlinien des königlichen Hauses. Eroberung von Minorca. Schwächung des Handels. Frankreich. Thronbesteigung Ludwigs Xii, des Hauptes der jüngeren Linie von Valois 1498. Vergebliche Kämpfe in Italien. Franz I 1515—1547. Vier erfolglose Kriege mit Karl V. Erhöhung der Macht der Krone. Begünstignng der Wissenschaft und Kunst. Sittenlosigkeit und Verschwendung. Hugenottenverfolgungen. Heinrich H. Besitznahme von Metz, Toul und. Verdun. Niederlagen bei St. Quentin und Grävelingen. Eroberung von Calais durch Franz von Guise. Hugenottenkriege. Franz Ii, Gemahl der Maria Stuart. Karl Ix. Katharina von Medieis. Bartholomäusnacht. Heinrich Iii. Haus Bourbon 1589—1792. 1814—1830. Heinrich Iv 1589—1610. Sieg über die Ligue bei Jvry. Übertritt zur römischen Kirche. Edikt von Nantes 1598. Treffliche Regierung. Sully. Ermordung durch Ravaillae. Ludwig Xiii 1610—1640. Maria von Medicis. Richelieu. Brechung der Macht des Adels. Bezwingung der Hugenotten durch Eroberung von La Rochelle. Erfolgreiche Einmischung in den dreißigjährigen Krieg. — Ludwig Xiv 1643—1715. Anna von Österreich. Mazarin. Erwerbung des Elsaß und Roussillons. Niederwerfung der Fronde. Selbstregierung. Ruhm- und Eroberungssucht Devolutionskrieg, Krieg mit Holland, Reunionskrieg, pfälzischer Krieg, spanischer Erbfolgekrieg. Erlangung eines Teiles der Niederlande, der Franche-Comts, der Stadt Straßburg und der Thronfolge Philipps von Anjou in Spanien. Louvois und Eolbert. Versailles. Marquise vou Mainteuou. Pater La Chaise. Aufhebung des Edikts von Nantes 1685. Pflege der Künste und Wissenschaften. Verderbliches Beispiel durch schrankenlose Willkürherrschaft, Prachtliebe und Üppigkeit. —Ludwig Xv 1715—1774. Philipp von Orleans. Dnbois. Law'sche Zettelbank. Fleury. Stanislaus Lesczinsky. Polnischer Erbfolgekrieg. Erwerbung Lothringens. Sittenlosigkeit und Verschwendung. Marquise von

7. Neuzeit - S. 213

1894 - Halle a.S. : H. Peter
- 213 — sonders die Aragonier und Catalonier viel zu reden wußten; seine Thätigkeit im Innern bestand vorzugsweise darin, daß er jede passende Gelegenheit benutzte, um etwaige freiheitliche Regungen gleich in ihren Anfängen zu ersticken; auch die Günstlingswirtschaft, die schon seit Philipp Iii in Madrid um sich gegriffen, dauerte unter ihm fort. Denselben schwachen und dabei despotischen Charakter aber zeigten seine Nachfolger, so daß uns tiur übrig bleibt, die wichtigsten äußeren Begebenheiten dieser Periode zu erwähnen. Im Jahre 1738 erwarb Spanien für einen seiner Prinzen Neapel und Sicilien und im Jahre 1748 für einen anderen Prinzen Parma, Piaeenza und Guastalla; seine Beteiligung an den Kriegen Frankreichs gegen England in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts brachte ihm zwar den Besitz der Insel Minorca, doch büßte es dieselbe durch die schwerste Schädigung seines Seehandels. Portugal gelangte unter den ersten Königen aus dem Hause Braganza wieder zu einer gewissen Macht, geriet aber dann durch schlechte Verwaltung in Armut und in wirtschaftliche und politische Abhängigkeit von England. Joseph ©manu el, der 1750 den Thron bestieg, übertrug die Leitung der Geschäfte dem klugen und thatkräftigen Minister Carvalho, späteren Marquis von Pombal, welcher das gesunkene Staatswesen durch zeitgemäße Neuerungen heben wollte und die ihm als höchst gefährlich erscheinenden Jesuiten aus dem Lande trieb, nach dem Tode seines Herrn indes samt dem von ihm begonnenen Werke rasch zu Falle kam. An die Regierungszeit Joseph Emanuels knüpft sich außerdem das Gedächtnis des furchtbaren Erdbebens von Lissabon, welches im Jahre 1755 einen großen Teil der Hauptstadt zerstörte und qeqen 30000 Menschen das Leben raubte. ,§ 102. Frankreich. Im Jahre 1498 erlosch die ältere 1498 Linie des Hauses Valois, und das Haupt der jüngeren Linie, der Herzog Ludwig von Orleans, kam als Ludwig Xil auf deu französischen Thron. Er genoß den Ruhm emes milden Regenten, der die Auflagen ermäßigte und durch weise _ Sparsamkeit Ordnung in den Staatshaushalt brachte. In seinen auswärtigen Unternehmungen war er, wie schon erwähnt, wenig glücklich, denn er mußte auf das anfänglich in Besitz genommene Mailand troß großer Anstrengungen schließlich wieder verzichten. Ihm folgte sein Vetter Franz von Jngonlerne, der als König Franz I hieß, ein tapferer, ehr- 1515 gedger, dem Scheine ritterlichen Wesens huldigender Fürst, bis dessen vergebliches Ringen um Italien wir ebenfalls bereits an 1547 anderer Stelle kennen gelernt haben. Er erhöhte die Macht der Krone durch Beschränkung der Parlamente oder obersten

8. Neuzeit - S. 247

1894 - Halle a.S. : H. Peter
- 247 — des päpstlichen Sitzes nach Avignon in seinem Bestände schwer-erschüttert. Die meisten Städte desselben gerieten unter die Herrschaft kühner Gewalthaber, Rom fiel sogar einer völligen Verwirrung anheim, während welcher die einander bekämpfenden mächtigen Adelsgeschlechter der Colonna und Orsini abwechselnd die Oberhand gewannen und der phantastische „Tribun" Cola di Rieuzi vorübergehend die Republik aufrichtete. Erst als die Päpste aus Avignon zurückkehrten und einige Jahrzehnte später auch das mit jenem Zeitpunkte eingetretene Schisma sein Ende erreichte, wurde die Ordnung allmählich wieder hergestellt, und die verschiedenen Parteihäupter beugten sich von neuem unter den apostolischen Stuhl. Einer der trefflichsten Inhaber desselben war der durch Klugheit, Gelehrsamkeit und Kunstsinn ausgezeichnete Nikolaus V, der von 1447 bis 1455 regierte und die an kostbaren Handschriften reiche vatikanische Bibliothek gründete; zu den unwürdigsten Statthaltern Petri aber gehörte der von 1492 bis 1503 waltende Alexander Vi, der weder Hinterlist noch Mord scheute, um seine Herrschaft zu befestigen und seinem gleichgearteten Sohne Cäsar Borgia ein eigenes Fürstentum zu erringen. Alexanders Nachfolger Julius Ii beteiligte sich eifrig an den damaligen Kriegen in Norditalien und erweiterte den Kirchenstaat durch Parma, Piacenza und Reggio, so daß er seine Macht äußerlich auf eine Höhe brachte, wie sie vor ihm noch kein Papst gekannt. Leo X, ein Sohn des Lorenzo Medici, hatte des Vaters feine Bildung und deffen begeisterte Liebe sür Kunst und Wissenschaft geerbt, besaß aber viel zu wenig Sinn für Religion und religiöse Angelegenheiten, um der zu seiner Zeit beginnenden großen reformatorischen Bewegung gewachsen zu sein. Zu den obersten Kirchenfürsten der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gehörten Gregor Xiii, der den nach ihm benannten verbesserten Kalender einführte, und der kluge und strenge Sixtus V, der dem heimischen Banditenwesen steuerte und die Kuppel der Kathedrale von St. Peter vollendete. Unter den Päpsten des 18. Jahrhunderts verdient besonders Clemens Xiv erwähnt zu werden, welcher 1773 ans Andringen der katholischen Höfe die Aufhebung des Jesuiten- 1773 ordens verfügte, weil diese Gesellschaft nach seinem eigenen Ausspruche den Frieden der Kirche störe. Neapel und Sicilien kamen 1266 durch die Schlacht bei Benevent aus dem Besitze der Hohenstaufen in die Hände 1266 Karls von Aujou. Die Bevölkerung des zweitgenannten Landes erhob sich jedoch schon 1282 gegen das ihr aufgedrungene 1282 Regiment, machte in der „sieilianischen Vesper" alle Franzosen nieder und stellte sich unter die Herrschaft Peters Iii

9. Neuzeit - S. 248

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 248 — von Aragonien, der die neuerworbene Krone mit voller Unabhängigkeit auf seinen jüngeren Sohn und dessen Nachkommen vererbte. Im Jahre 1409 fiel Sicilien an die Hauptlinie zurück, und 1435 eroberte der aragonische König Alson s V auch Neapel,-doch bildete das letztere noch geraume. Zeit den Gegenstand der französischen Forderungen und Angriffe. Erst das 1504 Jahr 1504, in welchem Gonsalvo de Cordova, der Feldherr Ferdinands von Aragonien, über das Heer Ludwigs Xii den Sieg an Garigliano erfocht, brachte die endgiltige Entscheidung, und Neapel wurde ebeuso wie Sicilien als Nebenland dauernd mit der Krone Spanien verbunden. Durch die Friedensschlüsse von Utrecht und Rastatt kam das erstere an Ö st e r r e i ch und das letztere an Savoyen, aus dessen Besitz es dann sieben Jahre später ebenfalls an das Habsburgische Haus in Deutschland überging, bei dem indes weder das eine noch das andere lange verblieb. Der polnische Erbfolgekrieg, welcher im nördlichen Italien mancherlei Veränderungen bewirkte, war auch für Neapel und Sicilien wichtig, denn sie mußten als „Königreich beider Sicilien" einer 1738 jüngeren Linie der spanischen Bourbonen überlassen werden. Eine Wohlthat durfte man diesen Wechsel nicht nennen, wie auch die früheren nicht als solche gelten konnten, da die Herrscher das Regiment lediglich im Interesse ihrer Hausmacht führten und nicht im Interesse des Volkes, sür dessen geistige und materielle Förderung herzlich wenig geschah. Vii. Die Zeiten der französischen Republik und des Kaiserreichs Napoleon Bonapartes. § 108. Die französische Revolution. Die Willkürherrschaft der Könige, die Unsittlichkeit des Hofes, die Rechtlosigkeit der unteren Stände und die Gleichgiltigkeit gegen Religion und Kirche hatten in Frankreich allmählich die Grundlagen eines gesunden Volks- und Staatslebens völlig untergraben. Seit dem Jahre 1614 waren die verfassungsmäßigen Landstände nicht mehr einberufen worden, und die Träger der Krone schalteten ganz nach eigenem Ermessen, erließen Gesetze und erhoben Abgaben, wie es ihnen gutdünkte, und ahndeten jedes freie Wort durch Verbannung oder durch Einsperrung in die Bastille. Die dem Throne nahestehenden Kreise, durch das Beispiel des vierzehnten und fünfzehnten Ludwig angesteckt, huldigten einer so schamlosen Liederlichkeit, Wollust und Genußsucht, daß sie sich

10. Neuzeit - S. 275

1894 - Halle a.S. : H. Peter
— 275 — besetzen und Alexander das ihm bequem gelegene Finnland erobern ließ. Auch Portugal wollte von einer Absperrung gegen die englischen Schiffe und Waren nichts wissen, weshalb der französische Kaiser den Marschall Juuot mit einem Heere dorthin schickte, um der Selbständigkeit des ihm aufsässigen Landes ein Ende zu bereiten. Ant 30. November 1807 zog Juuot in Lissabon ein, nachdem einen Tag zuvor die königliche Familie nach Brasilien abgesegelt war, wo sie fortan ihren Hos aufschlug. Jetzt warf Napoleon seine Augen auf Spanien, das ihm eine um so leichtere Beute zu werden verhieß, als der von dem „Friedensfürsten" Godoy geleitete schwache König Karl Iv mit seinem Sohne, dem nachherigen Ferdinand Vii, im Zwiespalt lebte, und sich schließlich im März 1808 durch einen Aufstand gezwungen sah, zu gunsten desselben 1808 abzudanken. Die damit im Zusammenhange stehende Verwirrung benutzend, sandte der Kaiser eine bedeutende Truppenmacht ins Land und lud Vater und Sohn unter falschen Vorspiegelungen ein, zu ihm nach V a y o n n e zu kommen. Hier nahm er sie im Mai gefangen und nötigte sie, dem ererbten Throne ' zu entsagen, worauf er die spanische Krone seinem Bruder Joseph erteilte, an dessen Stelle Murat König von Neapel wurde. Doch die Bevölkerung der pyrenäischen Halbinsel ließ sich den aufgedrungenen Herrscher keineswegs gefallen, griff gegen die Franzosen zu den Waffen und brachte ihnen verschiedene schwere Verluste bei,- so daß Joseph Madrid bald wieder räumen mußte. Zugleich landeten die Engländer unter Wel-lesley, dem nachmaligen Herzog von Wellington, an der portugiesischen Küste, zwangen den Marschall Jnnot durch die Kapitulation von Cintra zur Rückkehr nach Frankreich und setzten dann ihren Marsch nach Osten fort, um auch der spanischen Nation zur Erlangung der Freiheit behilflich zu sein. Da zog Napoleon, der im September 1808 seine deutschen Vasallen zu einem glänzenden Fürstenkongreß in Erfurt um sich geschart und bei dieser Gelegenheit das freundschaftliche Verhältnis zu dem anwesenden Alexander von Rußland befestigt und gekräftigt hatte, selbst über die Pyrenäen, besiegte die Engländer und Spanier bei Burgos und führte seinen Bruder Joseph nach Madrid zurück. Ehe er indes die Unterwerfung des Landes vollenden konnte, langten Nachrichten von dem Ausbruche eines neuen Krieges an, welche ihn ungesäumt nach dem Rheine riefen. Österreich hatte sich von den im Jahre 1805 erlittenen 1s09 Niederlagen einigermaßen erholt und machte nun einen abermaligen Versuch, den auf Europa lastenden französischen Druck abzuwerfen und das Gleichgewicht der Völker wieder herzustellen. 18*
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